Kimi 1.5 – China macht weiterhin Druck

Das Unternehmen mit Sitz in Peking wurde im März 2023 von Yang Zhilin, Zhou Xinyu und Wu Yuxin gegründet. Alle drei haben Erfahrung in maschinellem Lernen, insbesondere auf dem Gebiet der Sprachtechnologien und Deep Learning Modellen. Ihr erklärtes Ziel war es, ein großes Sprachmodell zu schaffen, das leistungsfähig, vielseitig und für jedermann offen zugänglich ist.

Die Plattform Kimi 1.5 wurde Anfang 2025 veröffentlicht und hat seither in China und zunehmend auch international Aufmerksamkeit erhalten. Sie lässt sich über eine Webanwendung oder als App nutzen und erlaubt vielfältige Interaktionen zwischen Mensch und Maschine. Die Software basiert auf einem eigens trainierten Modell mit großem Kontextfenster und hoher Verarbeitungskapazität.

Was bietet Kimi?

Ein zentrales Merkmal von Kimi 1.5 ist die Unterstützung großer Texteingaben. Nutzerinnen und Nutzer können problemlos mehrere Dateien oder sehr lange Texte hochladen. Das Modell verarbeitet Eingaben mit einer Länge von bis zu 200000 Zeichen. Dies eignet sich besonders gut für die Analyse wissenschaftlicher Arbeiten, das Verstehen komplexer Verträge oder die Extraktion von Informationen aus technischen Dokumenten.

Kimi 1.5 ermöglicht außerdem den Upload und die Analyse von bis zu 50 Dateien in einem Arbeitsgang. Es unterstützt gängige Formate wie PDF, Word oder PowerPoint. Die Anwendung kann Dokumente zusammenfassen, gezielte Fragen zu deren Inhalt beantworten oder strukturierte Auswertungen liefern. Besonders im Bereich Bildung und Forschung eröffnet das viele praktische Möglichkeiten.

Ein weiterer Bestandteil der Plattform ist die Echtzeit-Recherche im Internet. Das Modell kann bei Bedarf selbstständig auf eine Vielzahl von Webseiten zugreifen und aktuelle Informationen aus dem Netz verarbeiten. Das ist hilfreich für journalistische Recherchen, Marktanalysen oder auch für den Unterricht. Die Quellen werden in der Regel transparent angegeben. In dieser Funktion ähnelt Kimi bekannten Suchagenten, ist aber stärker dialogorientiert.

Auch im Bereich Programmierung ist Kimi einsetzbar. Das Modell kann Quellcode erzeugen, erklären oder verbessern. Unterstützt werden dabei unter anderem Python, JavaScript, HTML und andere gängige Sprachen. In Kombination mit der Dateianalyse ergeben sich Anwendungsmöglichkeiten für Entwickler, technische Redaktionen und Softwaredokumentationen.

Kimi 1.5 kann außerdem einfache visuelle Inhalte analysieren. Dazu gehören Bilder mit Text, Diagramme und andere grafische Daten. Diese Funktion ist zwar nicht auf komplexe Bildgenerierung ausgelegt, bietet aber eine solide Ergänzung für die Textverarbeitung. Für viele Nutzende genügt das, um etwa Screenshots oder Illustrationen im Kontext eines Dokuments interpretieren zu lassen.

Was darf es kosten?

Was die Kosten betrifft, so bietet Moonshot AI ein nutzerfreundliches Preismodell und macht somit den westlichen Modellen weiterhin Druck. Die Grundfunktionen der Plattform sind kostenlos. Auch ohne Registrierung lassen sich die meisten Fähigkeiten testen. Wer intensiver oder mit Priorität arbeiten möchte, kann auf eine bezahlte Version umsteigen. Diese ist im Vergleich zu westlichen KI-Angeboten recht günstig. Ein Monatspaket kostet etwa 5 bis 10 Euro, ein Jahrestarif liegt je nach Umfang bei rund 50 bis 60 Euro.

In Bezug auf Leistung und Funktionen ist Kimi 1.5 mit GPT-4 von OpenAI oder Claude 3 von Anthropic vergleichbar. Während GPT-4 mit hoher Präzision punktet und Claude 3 als sehr hilfreich bei strukturiertem Denken gilt, zeigt Kimi eine Mischung aus beiden Ansätzen. Vor allem der große Kontextrahmen hebt es von vielen westlichen Alternativen ab. In Benchmark-Tests schneidet Kimi 1.5 ähnlich ab wie GPT-4, besonders in Mathematik, Programmierung und Textverständnis.

Wohin geht die Reise?

Kimi 1.5 ist vor allem auf den chinesischen Markt ausgerichtet, kann aber auch auf Englisch verwendet werden (Auf der Eingangsseite findet sich unten links der Menüpunkt „Language“. Hier einfach auf „Englisch“ einstellen). Eine deutsche Oberfläche ist derzeit nicht verfügbar. Trotzdem lässt sich das System für viele internationale Aufgaben nutzen, insbesondere wenn es um strukturierte Analyse, lange Texte oder Dokumentenverarbeitung geht.

Die Plattform zeigt, dass auch außerhalb westlicher Technologieunternehmen leistungsfähige KI-Systeme entstehen. Kimi 1.5 ist ein Beispiel für die wachsende Rolle chinesischer Entwickler im globalen KI-Markt. Wer eine vielseitige, günstige und leistungsfähige Alternative zu westlichen Modellen sucht, findet in Kimi 1.5 eine äußerst interessante Option.